Meschino (heute: Miralago)
Am unteren Ende des Lago di Poschiavo befindet sich der Ort Meschino. Heute heissen sowohl die Bahnstation und der Weiler Miralago. Es gibt ein Ausweichgeleise und einfachste Infrastruktur für die Reisenden.
Die Bahn zwängt sich auf der Strasse zwischen See und den wenigen Häusern hindurch, quert den Poschiavino auf einer Eisenbrücke um auf der anderen Talseite die lange Steilrampe nach Brusio in Angriff zu nehmen.
An den Namen des Weilers erinnert noch der Grappa Meschin', der im Albergo Miralago erhältlich ist (empfehlenswert).
Aus dem Leben in Miralago berichtet mir Alice Gurini im Februar 2017, vielen Dank!
"Also 1942 in miralago geb. mit 11 geschwiser!es gab eine Post bis 60iger Jahre (Juaning) war der Postbote und er hatte im Sommer auch Alpen zu begehen! Ja es gab 2 Beizli [Kneipen], eine für
die Einwohner und das adere für Reisende! Wir waren mit 7 Häuser in den 50iger die kinderreichste Gegend: 120-130! Eine Familie hatte 21 Kinder, zwei Familien je 19! Und wir waren 13. Viele sind
aber an Grippe gestorben! Es war eine schöne Zeit und zwei [Personen] wurden Bähnler, alle anderen sind ausgewandert, da keine Lehrstellen vorhanden waren! Die alten Fotos sind Mega!
Alice"
Solche Geschichten des Lebens finde ich ebenso wichtige Beiträge wie über den Bahnbetrieb selbst! Gerade in Meschino/Miralago war die Bahn ja omnipräsent, wenn sie durch das Dorf rumpelte. Wir wirkten wohl die Touristen auf die kinderreichen Familien? War die Bahn auch für sie ein Segen oder einfach nur eine Tatsache (ausser dass sie zwei Personen eine Lehrstelle ermöglichte)?
@Alice, bitte schicke mir doch nochmals Deine korrekte Email-Adresse, ich kann Dir leider nicht antworten und würde das gerne.
Äusserst seltene Karte eines Zuges in der Einfahrt nach Meschino. Der Zug ist in Fahrt, die Belichtungszeit war nicht kurz genug...
Bemerkenswert ist, wie schmal die Kantonsstrasse neben dem Geleise war. Und ebenfalls Beachtung verdient das "Postkarten-Konsortium" mit dem schwerfälligen Namen "Photoglob-Wehrli & Vouga & Co. AG, Zürich".
Typischer Berninazug mit Triebwagen BCe4 ... (leider nicht lesbar) und zwei der ganz kurzen geschlossenen Güterwagen der ersten Serie K 201-208.
Die Berninabahn hatte sich beim Bau das Recht ausbedungen, ihr Trasse auf der Bergseite der Strasse zu platzieren. Im Gegenzug wurde sie verpflichtet, ein Geländer zu bauen.
Super-rares Einzelstück, das ich erst ein einziges Mal in meiner langjährigen "Sammlerkarriere" gesehen habe.
Wenn man bedenkt, dass Meschino damals kaum Touristen beherberte und so auch Postkartenauflagen für dieses "Nest" sicherlich sehr klein waren, grenzt es an ein kleines Wunder, dass es diese Karte überhaupt hergestellt wurde - und es noch in die heutige Zeit geschafft hat.
Das helle Haus ist heute das Albergo Miralago. Der Gemüsegarten ist inzwischen der Gartenbeiz gewichen.
Der Triebwagen BCe4 3 hält mitten auf der engen Strasse. Das war damals auch kein Problem, denn Autos durften im Kanton Graubünden erst ab 1928 verkehren. Die formschönen Lyrabügel sind hier gut erkennbar.
Die Dame rechts hat ein kleines Kind auf dem Arm und zeigt diesem die Eisenbahn aus sicherem Abstand. Es posieren auch der Lokführer, der Kondukteur und jemand, der im Güterwagen steht.
Es scheint sich um einen dieser hellen, auf vielen Bildern fast weiss wirkenden, Güterwagen zu handeln.
Hier ist von der Berninabahn nur wenig zu sehen: Die Strasse ist noch nicht verbreitert und kein Metallröhrengeländer stört das friedliche Ambiente und die Männer.
Das Wehr zur Regulierung des Wasserstandes gibt es schon. So viel abfliessendes Wasser sieht man heutzutage nur noch selten.
Hier sind die paar Häuser in Meschino zu sehen. Heute sind es nicht mehr. geworden, aber die Einwohnerzahl hat einen markanten Tiefpunkt erreicht...
Erst beim Scannen der Karte ist mir aufgefallen, dass es hier noch ein "Ristorante Bernina" gab, siehe Detail. Also zwei Beizen für die paar Einwohner und die gelegentlichen Touristen!
Etwas eigenartig ist es schon, dass jemand eine Postkarte von einem Abfluss herstellt und vertreibt...
Hier sehen wir den "Pontile del sifone di presa d'acqua per le forze motrici di Brusio", also die Brücke der Wasserfassung für die Kraftwerke Brusio. Somit übersteigt der Pegelstand des Lago di Poschiavo (auf gewissen Postkarten auch als Lago di Le Prese bezeichnet) nie diese Höhe. Das Wasser wird dann in ganz flacher Neigung unterirdisch bis oberhalb Campocologno geführt und dann durch die gut sichtbaren, die Berninabahn unterquerenden Druckwasserleitungen dem dortigen Kraftwerk zugeführt.
Die Karte trägt einen handschriftlichen Vermerk "Juillet 1911"
Etwas andere Perspektive auf Miralago. Das Haus Erika rechts im Bild wurde offenbar umfassend renoviert.
Karte vermutlich aus den 50er-Jahren.
Vom Feinsten! Eine meiner absoluten Lieblingskarten. Ausserhalb Meschinos verlässt die Berninabahn die Kantonsstrasse und wechselt über eine Eisenbrücke den Poschiavino - und somit auch erstmals die Talseite des Puschlavs.
Pittoresk, die vom Fotografen eingefangene Situation: Der Triebwagen BCe4 4 fährt jetzt dann gleich auf die Brücke. Gut zu sehen sind die typischen BB-Masten in Rundholz und mit geschwungenen Auslegern. Knapp erkennbar sind auch die für die Anfangszeit typischen zwei Fahrdrähte. Im Hintergrund links der Kirchturm von Meschino, rechts vom Fahrzeug das heute nicht mehr existierende Ristorante Bernina.
aktueller Einschub:
Im Jahr 2022 wird wohl diese Eisenbrücke ausgedient haben: Am 2. Oktober 2021 waren die Bauarbeiten für zwei neue Brückenköpfe bereits fortgeschritten. Ein Zeitzeuge am Verschwinden!
801-0081-0181-477a / b
Hier eine relativ moderne Postkarte, etwa aus den 50er-Jahren. Das Besondere daran ist, dass man hier gut den Streckenverlauf durch den Weiler erkennen kann.
Meschino hat bereits ein zweites Gleis und die Kantonsstrasse führt zusammen mit dem Bahngleis diekt durchs Engnis. Leider ist die Karte überbelichtet und ich konnte sie nicht besser kontrastieren.
Die Vergrösserung zeigts: Die einfachen und überschaubaren Gleisverhältnisse in der Station Meschino sollten doch auch Modellbauer beflügeln?!
Auf der Rückseite ist zu erkennen: Ja, es gab einmal eine Post - oder zumindest hatte in Miralago jemand einen Poststempel!
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