Landesgrenze - Madonna di Tirano
Nach der Landesgrenze (heute noch mit einem Tor gesichert und im Betriebsfahrplan ist auch 2010 noch ein Vermerk für den ersten Zug, die Durchfahrt zu prüfen) bleibt die Berninabahn vorerst auf der rechten Talseite. Eingangs Madonna di Tirano überquert die Bahn den Poschiavino und folgt dann als Strassenbahn der Via Elvezia. Hier gab es früher eine Haltestelle "Dogana di Madonna". Kurz drauf quert sie dann auf den Platz vor der Basilika Madonna di Tirano.
Genau hier ist die Landesgrenze zwischen der Schweiz und Italien. Ein rot bemaltes, gestanztes Blech auf einem Metallpfosten markiert die Stelle. Angeblich soll es um 2009 verschwunden sein. Wer weiss genaueres?
Foto freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Andreas Bachtler, Danke!
Grenze unterhalb Campocologno
Diese Rarität zeigt links im Hintergund den Verlauf der Berninastrecke.
Ausschnittsvergrösserung aus obiger Karte: Beachte die beiden Grenzwächter mit ihren unterschiedlichen Uniformen und das offene Tor. Dieses wurde jeweils über Nacht abgeschlossen. Sicherheitshalber wurde auch noch ein Madonnenbild hingestellt...
Noch im Oktober 2009 ist in der RhB-Fahrordnung vermerkt, dass der erste Zug die Stellung des Tores prüfen muss, obwohl es seit Jahren offensteht.
Interessant hier die Bautätigkeit in Campocologno und die Streckenentwicklung.
Die Kirche ist im Bau, der Kirchturm ist noch nicht errichtet. Wir können die Aufnahme also auf das Jahr 1910/11 datieren.
Von fast gleicher Stelle wie oben ist diese frühe Aufnahme entstanden.
Bild zur Verfügung gestellt von Reto Gentinetta
Detail aus obiger Karte mit Fokus auf die Linienführung.
Sehr seltene, uralte Karte von der Grenze, sehr wahrscheinlich noch vor dem Bau der Berninabahn.
Vorne sehen wir das Zollgebäude der Italiener und darüber der markante Wachtturm. Eigentlich weiss ich gar nicht, ob es ein Wachtturm ist, aber ich nenne ihn schon immer so.
Während das italienische Zollgebäude schon längst umgebaut und mit einem Dach über die gesamte Strasse versehen ist, steht der Wachtturm immer noch, nicht mehr als 20 Meter von der Landesgrenze weg. Die Berninabahn fährt direkt daran vorbei.
Hier eine "Irrtumskarte". Ich glaubte, dies sei eine Aufnahme der Via Elvezia in Tirano, kurz nachdem die BB die Brücke über den Poschiavino überquert hat. Links wäre dann Madonna di Tirano
Tibert Keller hat mich jedoch darauf hingewiesen, dass die Fahrleitung zur sog. "Filovia dello Stelvio", eine Art Trolley-LKW gehört. Tatsächlich: Diese doppelte Fahrleitung gabs so bei der BB nie, und das Tal ins Puschlav ist natürlich am linken Rand der Karte. Hier handelt es sich um die SS36, die Staatsstrasse Tirano - Bormio.
Der abgebildete Ast der Filovia dello Stelvio Tirano - Bormio - Boscopiano war 66 km lang (!) wurde für den Bau verschiedener Staudämme (u.a. "San Giacomo Fraele") von 1940 bis 1950 betrieben. Es wurden 20 sogenannte "Filocarri" für den Materialtransport eingesetzt, zwei- und dreiachsige LKW mit Stromantrieb.
Hier gibts ein Privatfoto. Im Internet sind ein paar Bilder dieser urtümlichen Fahrzeuge zu finden, beispielsweise hier ein interessantes mit mehreren LKW's.
Bereits im ersten Weltkrieg hat die italienische Armee 1918 in wenigen Monaten (!) eine Trolley-Güterlinie von Tirano nach Bormio gebaut. Bei Fertigstellung war der Krieg aber vorbei....
Es gibt ein sehr aufschlussreiches Buch in italienisch darüber "La filovia dello Stelvio" ISBN 978-8883402715, welches aber online sehr schwierig oder leider zu extrem hohen Versandkosten in Italien zu beschaffen ist.
Und zudem ist die Karte nicht 1911 gelaufen, sondern 1949, ich hatte mich vom etwas verschmierten Stempel täuschen lassen.
Weiter nach Ràsica
Auf dieser Karte sehen wir den Verlauf südlich von Campocologno. Kurz nach der Landesgrenze passiert die Berninabahn den Punkt Piattamala und nach dem leichten Bogen erreicht sie einen Bereich namens Castellana (vorne in der Mitte), der zum Ortsteil Ràsica gehört.
In der Vergrösserung erkennen wir den Bildstock von Castellana, von den allermeisten Reisenden nicht wahrgenommen.
Top-Rarität! Diese Karte zeigt die Situation rund um den Bildstock in den ganz frühen Jahren der Berninabahn. Schon da ist er in einem ziemlich schlechten Zustand. Die Bahn führt durch den weggesprengten Felsen. Wir erkennen auch den vergleichsweise leichten Unterbau der BB. Links ein Kabelkanal? Gab es das damals schon?
Erstaunlich für eine Postkarte finde ich das Motiv. Was waren wohl die Überlegungen des Fotografen und Verlags?
Der Felsblock rechts wurde irgendwann mal entfernt, um der Strasse Platz zu machen, siehe Karte 580-002
Auch im bekannten Heft "Die Berninabahn" aus dem Jahr 1912 finden wir eine Abbildung der Stelle. Die Strasse führt um den Felsblock herum. Das spielt noch nicht so eine Rolle, denn das Autofahrverbot im Kanton Graubünden wird noch etwa 15 Jahre gelten.
Detailausschnitt aus dem oberen Bild.
Die gleiche Stelle heute. Der Bildstock ist renoviert und in gutem Zustand.
Der Bildstock befindet sich beim Punkt Castellina kurz vor Ràsica. Dort überquert die Bahn den Poschiavino und fährt dann schnurgerade nach Madonna di Tirano.
Dieses Haus stand schon beim Bau der Berninabahn, nur die Strasse war schmaler (und wohl auch staubiger) und wesentlich tiefer. Vergleiche mit anderen Bildern: Die Mauer ist viel höher, das Haus war noch mit einer Steinmauer eingefasst.
So die Lage aus einem anderen Winkel. Die Berninabahn fuhr allerdings nie mit Dampf... ;-)
weiter nach Dogana di Madonna