Zwischen Berninahäuser und dem Lago bianco
Die frühe Berninabahn folgt der Bernina-Passtrasse in Seitenlage. Kein Problem, denn das Autofahrverbot im Kanton Graubünden wird erst 1925 aufgehoben. Doch die grosse Lawinengefahr, die von der Südwestflanke des Piz Lagalb ausgeht, bedroht die Bahn und kostet mehreren Bahnarbeitern das Leben.
Deshalb wurde die Strecke später in einer weiten Kurve auf die andere Talseite verlegt. Später folgt sie wieder mehr oder weniger der Strasse und passiert den Lai Pitschen und den Lai Nair, bevor sie etwas höher als die Staumauer auf den Lago Bianco trifft.
Die Stationen Bernina Diavolezza und Bernina Lagalb kamen erst Jahrzehnte später dazu, als die jeweiligen Luftseilbahnen in Betrieb genommen wurden (1956 und 1963)
270-002 Übersicht und Streckenführung der Nordseite des Berninapasses. Grundlage ist eine schöne Flugaufnahme von Furter, Davos (vermutlich aus den 60er-Jahren). Eingezeichnet ist auch die ursprüngliche Streckenführung. Die Berninabahn verkehrte wie eine Strassenbahn.
Eine Top-Rarität!
Wir sehen hier die zweispännige Bernina-Postkutsche auf der Passstrasse. Die Aufnahme ist nicht datiert, aber wenige Jahre später werden hier die Geleise der Berninabahn liegen und die Kutscher
in ein anderes Berufsfeld zwingen. Es sind noch keine Vorbereitungsarbeiten für die BB erkennbar.
Der Standort der Aufnahme ist etwas weiter oben wie die heutige Talstation der Lagalbbahn. Diese Streckenführung wurde dann in den dreissiger Jahren wegen der Lawinengefahr und des schweren Unglücks aufgegeben und in weitem Bogen um die Alp Bondo geführt.
Der Verlag PVKZ (Logo siehe unten links auf der Karte) ist mir namentlich nicht bekannt, aber es könnte sich um ein Kürzel handeln, welches Postkarten Verlag Künzli Zürich heissen könnte. Den Künzli-Verlag gab es lange Zeit, ein Vorläufer von Photoglob.
Vergrösserung der obigen Karte.
Wie kam diese Aufnahme zustande? Die Kameraausrüstung um diese Zeit war gross und schwer, die Glasplatten umständlich. Es brauchte also ein Gefährt für den Fotografen. Ob das wohl der Herr ohne Jackett ist? Der Mann links könnte als englischer Tourist durchgehen.
Seltenes Bild: Berninabahn im Bau, mit der Dampflok G 3/3. Die Fahrleitung steht noch nicht, obwohl die Strecke nach Ospzirio in wenigen Monaten (1.7.1909) eröffnet wird.
Die Aufnahme ist ungefährt dort entstanden, wo sich die heutige Strecke über die Alp Bondo wieder mit der Passstrasse vereint.
Schöne, kolorierte Ansichtskarte, aufgenommen in der Nähe der obigen Postkarte.
Karte zur Verfügung gestellt von Thomas Kestenholz, vielen Dank!
Top-Karte aus der Sammlung J. Rayner: Ein Kurzzug passiert einen Durchlass längs der Passstrasse oberhalb der heutigen Lagalb-Bahn. Es ist eine sehr frühe Aufnahme: Der Triebwagen ist noch in der Ursprungsausführung und der Güterwagen glänzt wie neu!
Hier sieht man gut die Trassierung in Seitenlage neben der Strasse. Ich schätze, dass an dieser Stelle heute die Strecke von der Strasse zur "Wildwestbrücke abzweigt"
Die Beschriftung der Karte ist unpräzis, das Heutal zweigt rechts ab, vor dem Piz Alv.
Die Vergrösserung zeigt die Details dieses schönen Kurzzuges: Triebwagen BCe4, Niederbordwagen L 301-314 und am Schluss ein kombinierter Postwagen Zi 171/172 (unterhalb des linken Fensters Einwurfschlitz für Briefsendungen)
Nochmals eine wunderbare Ansicht: Der kurze Zug ist auf dem Weg zur Passhöhe. Rechts im Hintergrund ist die Alp Bondo, wo der Streckenverlauf heute durchführt. Die Berninastrasse ist noch wenig befahren, das Fahrverbot für Autos dauert ja noch etwa 15 Jahre, da haben die Passagiere in der Kutsche also noch eine relativ staubfreie Fahrt.
Sammlung Jeremy Rayner
Entlang der Passstrasse oberhalb Lagalb ist eine Testfahrt mit dem X 1002 im Gange. Die Räumflügel sind noch nicht beschriftet. Vermutlich gegen Ende des Winters 1936
Diese Postkarte ist genau selten wie falsch beschriftet: Der Triebwagen zieht seinen Güterwagen K 204 und den Gepäck-/Postwagen FZ 182 bergwärts in Richtung Passhöhe. Der Fotostandpunkt scheint mir etwas südlich der heutigen Station Lagalb zu liegen.
Also nix mit "Von der Passhöhe hinunter nach Berninahäuser"...
In ihrer Ausgabe vom 9. Dezember 1916 berichtet die Schweizer-Familie pathetisch:
"Vom grossen Schneefall im Oktober 1916 an der Berninastrasse im Engadin. Die 1., 2. und 3. Kompagnie mussten der 4. Kompagnie, welche auf dem Rückmarsch stecken geblieben war, den Weg bahnen. Unser Bild zeigt den Aufbruch zur Arbeit."
Weiteres Bild in der gleichen Ausgabe:
Text: "Vom grossen Schneefall an der Berninastrasse im Oktober 1916. Die Soldaten beim Freimachen des Weges"
Schöne Winteraufnahme aus dem Jahr 1948 mit seltenen Motiven: Wir befinden uns hier oberhalb der Arlas-Gallerie ungefähr auf der Höhe des Lago Nero. Hier bestand längere Zeit ein Kreuzungsgleise, zur Zeit der Aufnahme ist es noch vorhanden, beachte auch die Fahrleitung. Das Gebäude rechts ist das Kohlenmagazin. Im Hintergrund fräst die elektrische Schneeschleuder X 15 das hangseite Gleis frei.
Diese Foto entstand aus dem fahrenden Zug, kurz nachdem dieser die scharfe Kurve nach der damals noch nicht vorhandenen Station Diavolezza passiert hat.
Das Foto ist datiert von 1947
weiter zur Strecke entlang dem Lago Bianco