Schneeräumung und Winterdienst auf der Berninastrecke
Die Berninastrecke ist sehr exponiert und im Winter ist die Offenhaltung der Strecke wegen grossem Schneemengen und starken Schneeverfrachtungen durch den Wind seit jeher eine grosse Herausforderung.
Diese Leistungen haben viele Fotografen verlasst, die beeindruckenden Dimensionen des Winterdienstes festzuhalten. Hier Postkarten und andere Dokumente als Zeugen des Themas "Schneeräumung"
Trotz des sehr effizienten Einsatzes der Schneeschleudern blieb ein Problem bestehen: Durch die Windverfrachtung wurde der ausgeschleuderte Kanal der Berninabahn immer wieder rasch zugeweht und dadurch verengt. Das Prinzip der Schneeräumung bei der RhB (Berninabahn) hat Hans Conrad, Oberingenieur bei der Rhätischen Bahn in einer klaren Skizze im Jahr 1947 dargelegt (Fahrtrichtung nach links):
- Die erste Schneeschleuder entfernt den Schnee im Rahmen ihrer maximalen Räumbreite
- Sie wird durch das Bernina-Krokodil geschoben, somit steht die Energie des Dampfkessels gänzlich für den Antrieb des Schleuderrads zur Verfügung.
- Die 82 zieht gleichzeitig den Räumer X 1002, der mit seinen verstellbaren Flügeln den Schneekanal verbreitert, siehe Skizze unterer Teil. der Schnee fällt auf das Trasse
- Mit etwas Abstand folgt die zweite Xrot und schleudert den vom Räumer auf die Schienen gezogenen Schnee weg
Im Laufe der Zeit hat sich eine andere Formation entwickelt: Xrot geschoben durch Triebwagen BCe4, Räumer gezogen durch anderen Triebwagen BCe, zweite Schleuder geschoben durch BCe4.
Übrigens: In Loki 1, 2 und 3/2012 gibt es eine sehr informative Beitragsserie über die Geschichte der Dampfschneeschleudern. Hier mehr darüber.
Schneedienst gab es auch in St. Moritz: Zwei Bahnangestellte stehen auf dem angehängten Flachwagen und schaufeln von dort wohl den Schnee hinunter, den sie vorher im Areal des Bahnhofs aufgeladen haben. Damals war dies im Winter ein willkommener Verdient für im Stundenlohn und auf Abruf stehende Männer aus dem Dorf oder den umliegenden Höfen.
Ein wunderbares Bild vom verschneiten Bahnhof Pontresina aus der Sammlung von Jeremy Rayner.
Wir erkennen den Triebwagen BCe 4 3 mit einem Spurpflug, angebaut auf dem kurzen L 309, vielleicht kommt dieser gerade von einer Fahrt aus St. Moritz. Am rechten Bildrand ein weiterer, zugeschneiter Spurpflug.
Schwere Arbeit der Schneeschleuder. Es kontrastieren im hellen Weiss nicht nur der dicke Rauch, sondern auch die Details des Fahrleitungsmasten.
Ich vermute, dass diese Aufnahme auf der Nordseite zwischen Lagalb und Lago Nero entstanden ist. Weiss es jemand genauer?
Top Rarität
Winter 1909, ein Jahr vor der durchgehenden Inbetriebnahme. Im Bild der Schneepflug X aus dem Jahr 1908 (hatte noch keine Nummer, später 1001)
"Schneebrucharbeiten an der Berninabahn", vermutlich auf der Höhe des Lai Nair
Top Rarität
Winter 1909, über ein Jahr vor der durchgehenden Inbetriebnahme
"Schneebrucharbeiten an der Berninabahn unterhalb des Hospizes", vermutlich ebenfalls auf der Höhe des Lai Nair bei km 20.5
Diese hübsche Ansicht zeigt die 1051 auf Ospizio Bernina. Die Maschine ist noch nigelnagelneu und vermutlich handelt es sich noch um eine Fahrt für Inbetriebnahme, Instruktion oder Demonstration.
Ospzio Bernina
Eine ungelaufene Karte eines unbekannten Verlags zeigt die Arbeit von zwei BB-Triebwagen bei der Freilegung der Geleise mit der "kleinen" Schneefräse
Eine der Superstars in meiner Postkarten-Sammlung: Soeben ist der Triebwagen BCe4 5 von St. Moritz eingetroffen. Die Passagiere sind ausgestiegen und die ersten sind schon auf dem Pfad zur Passhöhe unterwegs. Der Schneeschaufler beobachtet die noblen Leute oder den Fotografen.
Eine seltene Aufnahme, wohl bei der Inbetriebnahme der R 1051. Es wird das Streckengleis nach Alp Grüm freigeräumt. Die Schneehöhe lässt vermuten, dass es bisher noch nicht geräumt hat, um die noch wie neu glänzende Schneeschleuder zu demonstrieren. Der Mann mit Hut beobachtet die Szene, vielleicht ist er der Projekt-Ingenieur der SLM?
Sammlung Jeremy Rayner
Seltene Karte, die von Jeremy Rayner zur Verfügung gestellt wurde.
Sie zeigt eine Xrot im tiefen Schneekanal bei der Räumung. Der Standort der Aufnahme ist nicht klar. Ich tippe auf die Strecke entlang dem Lago Bianco kurz vor Einfahrt Ospiziokurz vor Einfahrt Ospizio oder südlich des Scala-Tunnels (andere Vorschläge sind willkommen). Auf Grund des Datums auf der Karte muss diese Aufnahme im ersten Einsatzwinter 1911/12 aufgenommen worden sein.
Gut sichtbar ist auch die doppelte Fahrleitung, typisch für die BB in den Anfangsjahren.
Schneeräumung erfolgreich abgeschlossen - und schon wieder weht (oben rechts) der Wind den mühsam freigelegten Kanal wieder zu!
Dieser Klassiker unter den winterlichen Postkarten der Berninabahn aus der frühen Zeit. Der BCe4 5 ist noch nigel-nagel-neu.
Nähe Ospizio Bernina.
Eine einzigartige Aufnahme des X 1001 mit dem stolzen Berninabahn-Mitarbeiter. Entschlossen blickt er in die Ferne und signalisiert Bereitschaft, auf der Rückfahrt über den Pass den Schnee zu bändigen. Im Führerstand des BCFe4 ist sein Kollege bereit.
Wir sehen die schwungvolle Konstruktion des Pflugs und haben eine Sicht auf den verstellbaren Räumschild, welcher eine Räumbreite von 3 Metern erlaubte. Ebenso sehen wir den Eingang zum 'Führerstand' und auf einen Teil der Kupplung.
Viel Handarbeit auf Ospizio, der Schnee scheint nass und schwer.
Im Jahre 1933 erschienen diese beiden Fotos in einer Schweizer Publikation.
Darin sind zwei eindrückliche Aufnahmen des X 1001 auf Ospizio Bernina zu sehen.
Herzlichen Dank an Jeremy Rayner!
Ein sehr stilvolle Aufnahme! Die Spitze des Schneepflugs ist sehr schwungvoll geformt, erinnert an einen Raubvogel.
Die beiden Triebwagen schieben einenen Schneepflug, wie er auf der Berninastrecke oft eingesetzt wurde. Für die Männer ein Knochenjob, denn sie mussten mit dem grossen Balken als Hebel den Spurpflug im richigen Moment anheben und senken. Der Bretterverschlag dient als 'Schutz' gegen die Schneemassen.
Gut sind Retouchen festzustellen: Nebst anderen sind die Konturen des Triebwagens auffällig.
Vergrösserung aus Postkarte, Sammlung F. Rozzi
Hier die Kaffeemühle aus der Nähe. Die Beschriftung ist nicht zu erkennen. Gut sichtbar sind die beiden unterschiedlichen Lyrabügel.
Die Foto ist leider undatiert. Interessant ist, dass am Kasten die Anschrift fehlt. Er glänzt auch noch, vielleicht eine Probefahrt?
"Strenge Tage am Berninapass. Schneeräumung durch Militär und Schleudermaschine" So ist diese Postkarte auf der Rückseite beschriftet.
Aufgrund der Situation kann man annehmen, dass der Triebwagen befreit werden muss, denn das Schleuderrad mit dem Auswurf ist nahe beim Führerstand des Triebwagens, muss also in seine Richtung gefahren sein.
Gut sind die Dachinstallationen des Triebwagens zu erkennen.
Ich vermute die Aufnahme beim Lago della Scala
Karte ohne jegliche Beschriftung, eventuell die ähnliche Situation wie oben?
Jedenfalls ist die Stelle aufgrund des Hintergrund die gleiche.
Deutlich sieht man links die Kratzspuren des Schneeräumers
Diese äusserst seltene Karte zeigt die Strecke in gleissender Wintersonne, deshalb kontrastiert die typische BB-Fahrleitung und die am Masten befestigten Telefon- und Speiseleitungen sehr gut. Das Dunkle in der Mitte des Bildes ist, mit der Lupe betrachtet ein südwärts fahrender Zug.
"Schneeschleuder der Berninabahn in Tätigkeit" lautet die Ueberschrift auf der Rückseite der Karte.
Links sieht man einen bis zum Dach zugewehten Zug, rechts eindrucksvolle Schneewände. Die scharf abgeschnittene Wand deutet darauf hin, dass der Schneeräumer mit seinen breiten "Flügeln" die Schneemasse auf die Schiene gezogen hat und jetzt eine der beiden Schneeschleudern die angehäuften Schneemassen in hohem Bogen weg befördert.
"Schneeschleudermaschine der Berninabahn in Bereitschaft" heisst es auf der Karte. Wohl wahr, wenn man sich die zugewehte Strecke anschaut!
Vermutlich Scala-Kurve.
Präzisierung von Gion Rudolf Caprez: "Das Bild entstand nach dem Bau der neuen Linie durch die Scala. Der Schleuder arbeitet sich im Frühling durch den alten Schnee des ganzen Winters, an dieser Stelle wurde auch der bekannte Film von 1937 aufgenommen" Vielen Dank!
Wenn ich dieses Bild sehe, habe ich grössten Respekt vor der unglaublichen Leistung der Berninabahn-Arbeiter! Der Winter ist vorbei und jetzt gilt es, das Trasse vom vielen hingewehten Schnee wieder freizulegen! Irgendwo in der Tiefe ist das Bahngleis...
Foto aus einer Albumseite, die diverse Fotos der Schneeräumung an der Scala beinhaltet. Leider ist dieses Bild ohne Datum. Aufgrund der abgebildeten Situation muss die Aufnahme vor dem ganzjährigen Betrieb entstanden sein. Vielleicht zum gleichen Zeitpunkt wie die untere Aufnahme.
Die Schneeschleuder ist bereits im Einsatz und leistet grosse Dienste! Das Schneeschaufeln von Hand ist massiv reduziert. Handvermerk "1916/17"
Hier eine winterliche Karte etwas unterhalb des Pozzo. Der Triebwagen 13 (?) schiebt die Schneeschleuder bergwärts, die Bahnarbeiter haben deshalb etwas Pause.
Absender der Karte ist ein gewisser Ernst, der seiner Schwester Lina für die - wohl getrockneten - Birnen dankt, die sie ihm in den Militärdienst geschickt hat. Es gefällt ihm gut und das Wetter ist prima. Da die Karte vom "Berninabahn Bahnbüffet Alp Grüm" stammt, war es wohl ein eher lockerer Dienst.... Der Feldpoststempel ist vom Bataillon 74 und wie immer bei militärischer Post ohne Datum.
Viel weiter unten, heute wird die Strecke an dieser Stelle durch die Galleria Lunga gerschützt (muss ich nochmals überprüfen).
Eindrücklich an dieser äusserst seltenen Postkarte ist die mächtige Abrisskante des Schneebretts, geschätzt wohl um die 2 Meter! Die Schneeschleuder hat die Strecke bereits wieder geräumt, der Auswurf ist gut zu erkennen.
Rechts der Mitte ist schon das Hôtel Belvédère" von Alp Grüm zu erkennen. Die Proportionen stimmen nicht, das Gebäude ist viel zu gross.
Eine Karte, die ich bisher nur einmal gesehen habe und eine besondere Situation festhält:
Schneeräumung für einmal nicht auf Scala oder Ospizio, sonder kurz oberhalb vor Alp Grüm.
Dank den Freunden aus dem Bahnforum konnte ich den genauen Standort eruieren - heute steht hier ungefähr das Vorsignal zur Einfahrt Alp Grüm.
Die Karte trägt leider keinen Verlagsnamen, dafür hat sie einen zweizeiligen Stempel auf der Rückseite:
"Strenge Tage am Berninapass
Räumungsarbeiten der Bahn durch das Militär u. Schneeschleudermaschine"
Das Besondere an diesem Motiv sind die Situation und die Wahl des Sujets:
Eine unglaubliche Menge von Schnee türmt sich hier auf, höher als der Ausleger des Mastens. Der Triebwagen hat die Lyrabügel gesenkt, auch das Dach des Tw ist stellenweise zugeweht, wahrscheinlich auch die Seite rechts. Links scheint Schnee zwischen den Tw und den Tender der Xrot gerutscht zu sein. Die Schneeschleuder erzeugt weder Rauch noch Dampf. Im Vordergrund ist der Schneekanal zugeweht. Die Komposition scheint schon länger so zu stehen. Die Ausschnittvergrösserung zeigt die Details.
Was ist nun die festgehaltene Situation? Was sind die Motive des Fotografen? Meiner Meinung nach muss es sich um einen Bahnmitarbeiter gehandelt haben, der ein Bild in solch widrigen Umständen
festhält. Meinungen, Fakten und Spekulationen willkommen, hier klicken.
Hier die Ansicht der Ausfahrt in Richtung Berninahospiz. Der Schnee lässt die Gleislage gut erkennen. Interessant sind auch die Schneerechen oberhalb der Geleise. Erst im Jahr 1949 wurde die Gallerie erstellt.
Sammlung Jeremy Rayner
Schneeschleuderfahrt mitten in der Station Alp Grüm. Die R 1051 oder 52 schleudert das Abstellgleise in hohem Bogen frei.
Aus der Zeitschrift "Der gute Kamerad", Ausgabe Dezember 1926, aus der Sammlung Jeremy Rayner
Die Aufnahme stammt aus den Wintern 24/25 oder 25/26, spätestens November 1926 (Ob es da schon so viel Schnee hat?). Eingrenzen lässt sich das Datum zwischen der Erstellung des steinernen Gebäudes 1924 und der Ausgabe der Zeitschrift.
Die Station ist völlig zugeschneit, wie der Masten im Vordergrund zeigt. Links und rechts hinter dem vordersten Mast ist der Schneekanal zu sehen, welchen die Schneeschleuder schon durchgefräst hat. Allerdings ist das nicht das Streckengleis, sondern die Zufahrt zur Drehscheibe.
Auch ganz links ist die Schneehöhe erkennbar im Vergleich mit dem Mann, der dort steht. Die Stange mit der Scheibe könnte zur Drehscheibe für die Schneeschleuder gehören. Rechts ist ein Schneewall sichtbar, der wohl von der Dampfschneeschleuder aufgetürmt wird, bevor dieser vom grossen Schleuderrad weit weg gefegt wird. Diese Karte hat wohl auch einen Retoucheur gesehen: Der grosse Schneewurf müsste VOR dem Dampf sein.
Da die Dächer kein oder nur wenig Schnee haben ist es unerklärlich, weshalb das Streckengeleise komplett zugeschneit ist, das müssen etwa 3-4 Meter sein. Vermutung: Es ist der erste Einsatz der Schneeschleuder bei deren Inbetriebnahme und die erste Räumung von Alp Grüm für den Winterbetrieb überhaupt.
Die Baracke mit dem Pultdach konnte ich noch nicht zuordnen. Wer weiss näheres?
Eine zwar nicht so schön erhaltene, aber trotzdem interessante Karte für den Bahnfreak: Auf der Karte hat die Absenderin Clara auf beiden Seiten fast jede freie Fläche vollgeschrieben und auch ihr Zimmerfenster umrahmt. Für mich interessanter ist der Spurpflug, der auf der Drehscheibe steht.
Wegen der schlechten Auflösung und dem faserigen Papier sind hier der Vergrössung enge Grenzen gesetzt.
Es handelt sich um einen der kurzen Zweiachser des Typs M, welche im Winter mit einem anhebbaren Spurpflug versehen und vor dem Triebfahrzeug geschoben wurde. Dies wurde noch bis in die 1960er-Jahre so praktiziert. Lange standen die Bahndienst Mitarbeiter ohne Schutz auf dem Wagen, um den Pflug im richtigen Moment (bei Weichen) anzuheben. Später gab es dann primitive Holzwände als Wetterschutz.
Hier sehen wir die Schneeschleuder in voller Aktion! Nicht nur die X rot können eine grosse Schneefontäne produzieren!
Die Aufnahme muss zwischen 1954 und 1969 entstanden sein: Die Maschine ist mit RhB beschriftet und hat aber noch den Lyrabügel. Die Drehscheibe wurde erst in den 70er-Jahren entfernt.
Der Schneeräumer X 1002 (heute Xk 9132) auf einer Testfahrt in der Einfahrt von Alp Grüm.
Die Testfahrt war im Winter 1936/37
Mit grossem Getöse und dunkler Rauchwolke kämpft sich eine der beiden im Jahr 1910, resp. 1912 angeschafften R 1051 oder 1052 hoch zur Alp Grüm.
Die Beschriftung vorne lässt auf eine Postkarte des eigenen Berninabahn-Verlags schliessen, ist hinten jedoch nicht angegeben. Vermutlich handelt es sich um einen Fehldruck.